Saturday, January 22, 2011

Marginalie: Extremisten und ihre Opfer am "Runden Tisch"? Eine (fast) wahre Geschichte aus einer deutschen Kleinstadt

Der Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in der Kleinstadt X erhält im Internet eine Todesdrohung ("dreckiger Jude"; "Paß auf, daß wir dich nicht strafen mit dem Tod"). Unterschrieben ist sie von einem stadtbekannten Rechtsextremisten, der in einem ebenfalls stadtbekannten Treff einer rechtsextremen Vereinigung verkehrt.Zahlreiche dortige Besucher stammen aus einer Organisation, von der zuvor Gewalttaten ausgegangen waren. Beim Besuch eines Reporters sind die Verantwortlichen der Vereinigung nicht bereit, sich von Gewalt zu distanzieren.Die Bürgermeisterin von X wendet sich hilfesuchend an den Verfassungsschutz. Einem Reporter sagt sie "Eigentlich bin ich mit der ganzen Angelegenheit überfordert".So weit, so alltäglich. Jetzt kommt aber das nicht Alltägliche. Wie reagiert die Bürgermeisterin?So: Sie will den von der Gewaltdrohung betroffenen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde sowie Sprecher der stadtbekannten Rechtsextremisten
... nun an einen „Runden Tisch" bitten, "um die Lage zu beruhigen". Der von dem Gewaltaufruf betroffene Vorsitzende der jüdischen Gemeinde muss dann mit den Vorständen der rechtsextremen Vereinigung diskutieren – mit den Leuten also, in deren Treff der Autor der Gewaltandrohung verkehrte.
Das Zitat stammt aus dem Artikel in "Welt-Online", durch den ich von dem Fall erfahren habe. Ich habe es allerdings leicht verändert.Ich habe mich nämlich bei meiner Darstellung des kleinen Kunstgriffs bedient, etwas durch Verfremdung deutlicher zu machen.Die kleine Stadt X ist Pinneberg. Die Bürgermeisterin ist Kristin Alheit (SPD). Der Vorsitzende der dortigen jüdischen Gemeinde heißt Wolfgang Seibert. Soweit keine Verfremdung.Aber es handelt sich nicht um Rechtsextremisten, sondern um islamistische Extremisten. Derjenige, der die Todesdrohung gegen Seibert unterschrieben hat, ist Isa Al Khattab, ein Konvertit mit dem bürgerlichen Namen Harry M.; und der Satz in der Todesdrohung (begleitet von einem rot durchgestrichenen Foto von Seibert) lautet "Pass auf, dass Allah dich nicht schon im Diesseits straft mit dem Tod".
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zettelsraum

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