Tuesday, November 29, 2011

Wäre das nicht eher was für Erlangen oder Tübingen ? Bärtige islamistische Aktivisten stören Uni-Betrieb und fordern getrennten Unterricht für Frauen

In der tunesischen Hauptstadt Tunis haben radikale Islam-Anhänger am Montag den Betrieb einer Universität massiv gestört. Etwa 50 Demonstranten besetzten den Zugang zu Manouba-Universität im Westen der Stadt, teilte das tunesische Ministerium für Hochschulwesen mit. Die Männer in traditionellen Gewändern hätten vor der Uni campiert und Studenten den Zugang zu den Fakultäten für Englisch und Französisch verwehrt, berichtete „Spiegel Online“ unter Berufung auf Agenturberichte. Die Demonstranten kritisierten, dass Männer und Frauen an der Universität gemeinsam Seminare besuchen, und forderten geschlechtergetrennte Lehre und ein Ende des Kopftuchverbotes an tunesischen Hochschulen. Ein Professor berichtete einem lokalen Radiosender, er und seine Studenten seien in seinem Büro von „bärtigen Männern“ festgehalten worden. „Diese Gruppe von mehr als 40 Leuten hat uns verboten, mein Büro zu verlassen, bis wir ihre Forderungen akzeptieren“, sagte Habib Kazdaghli, Leiter der literatur- und geisteswissenschaftlichen Fakultät dem Sender „Shems-FM“. Die Uni schreibt auf ihre Internetseite, bei den Besetzern habe es sich um Salafisten gehandelt. Der Direktor habe mit den Besetzern gesprochen und ihnen gesagt, sie müssten die Regeln der Uni akzeptieren. Die Salafisten repräsentieren eine konservative Strömung im sunnitischen Islam. Nicht zum ersten Mal gab es Aktion gegen das säkulare Hochschulwesen in dem nordafrikanischen Land: Im Oktober stürmten Anhänger der salafistischen Glaubensrichtung eine Universität in Sousse. Die Hochschule soll einer vollverschleierten Frau die Einschreibung verweigert haben, lautete damals der Vorwurf der religiös motivierten Demonstranten. Tunesien war im Jänner 2011 das erste Land unter den Staaten des sogenannten arabischen Frühlings, das sich seines Diktators entledigte, Ägypten und Libyen folgten. Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung im Oktober holte die islamistische Ennahda-Partei mit 41 Prozent die meisten Stimmen. Die Wahl galt als Ohrfeige für die meist westliche geprägte Elite des Landes. Die Kinder dieser Elite besuchen in Tunis und anderen Städten oft liberale Hochschulen. Sie hatten auf den zentralen Plätzen des Landes mit ihren Protesten großen Anteil am Sturz der Ben-Ali-Diktatur und fürchten seitdem wegen der erstarkenden, religiösen Gruppen um ihre erkämpften Freiheiten.
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