Saturday, July 13, 2013

Islamisten lassen ihre Wut an Ägyptens Christen aus

Die Flucht war filmreif: Emile Nasim und sein Neffe kletterten aufs Dach ihres Hauses in einem südägyptischen Dorf – und rannten um ihr Leben. Mit dem Mut der Verzweiflung sprangen sie von Hausdach zu Hausdach, um dem aufgebrachten Mob zu entkommen. Doch irgendwann gingen ihnen die Dächer aus und sie mussten runter auf die Strasse. Nasim wurde von mehreren Dutzend Männern erwischt und mit Äxten, Keulen und Ästen zu Tode geprügelt. Der Neffe entkam schwer verletzt. Der Grund für den Lynchmord: Nasim war Kopte, Angehöriger einer christlichen Minderheit in Ägypten. Etwa jeder zehnte Ägypter zählt zu den koptischen Christen, einer orthodoxen Religionsgemeinschaft, die sich in der Tradition des Evangelisten Markus sieht. Derzeit leben sie extrem gefährlich in Ägypten. Der Mord an Nasim fand zwei Tage nach der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi statt und war Teil eines Pogroms im Dorf Nagaa Hassan am Westufer des Nils unweit der Grossstadt Luxor. Dutzende von Häusern wurden in Brand gesetzt und drei weitere Christen wurden getötet. Nasim war der bekannteste von ihnen: Immer wieder hatte der 41-Jährige öffentlich zum Sturz von Mursi aufgerufen. Auslöser der Hatz auf Kopten war ein Leichenfund im Morgengrauen: Ein muslimischer Bewohner von Nagaa Hassan war getötet worden, und für den Mob konnte es nur die verhassten Christen gewesen sein. Rund 30 Häuser und Geschäfte von Kopten wurden gestürmt, deren Fenster zerschmissen und die Gebäude teilweise in Brand gesetzt. Menschen, die das verhindern wollten, spielten mit ihrem Leben. Die meisten Christen flüchteten sich in ihre Kirche. Nasim aber hatte keine Chance: Der Geschäftsmann galt als wichtigster Gegner Mursis in seinem Dorf. Vorsichtshalber hatten er und seine Frau sich bei Verwandten versteckt, aber diese Information war bereits an die islamischen Fundamentalisten durchgesickert. Sie umstellten das Haus seiner Verwandten und zündeten es an, um die Familie auszuräuchern. Die Polizei tauchte zwar auf, war dem Mob jedoch zahlenmässig hoffnungslos unterlegen. Die Polizisten handelten immerhin aus, Frauen und Kinder aus dem Haus evakuieren zu dürfen.
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