Monday, December 23, 2013

Versuchter Anschlag - Spuren des Terrors führen ins Revier

Boylston Street, 15. April 2013. Beim Stadtmarathon in Boston explodieren zwei Rucksäcke. Drei Passanten werden zerfetzt.vtbox(); Der Marathon-Anschlag ist das Trauma deutscher Behörden. Fünf Monate zuvor sind Pendler im Rheinland einer ähnlichen Katastrophe knapp entgangen.10. Dezember 2012. Wachleute finden um 13 Uhr am Bahnsteig 1 des Bonner Hauptbahnhofs eine blaue Reisetasche. In ihr steckt ein Sprengsatz aus Ammoniumnitrat. Er hat gezündet, ist aber nicht detoniert. Der Bombenbauer hat Fehler gemacht. „Die Detonation hätte Menschen töten können“, sagt Generalbundesanwalt Harald Range.Hätte Bonn Boston sein können? Seit einem Jahr versuchen Experten des Bundeskriminalamtes in akribischem Puzzle, den Hintergrund des versuchten Anschlags aufzuhellen. Lange tappten sie im Dunkeln. Auch Pannen haben ihre Ermittlungen begleitet. Jetzt fügen sich die Teile zusammen. Range ist überzeugt: „Marco G. war derjenige, der den Sprengsatz am Hauptbahnhof abgestellt hat“. Islamist G. sitzt in U-Haft. Ranges Fahnder prüfen, ob er Mittäter hatte. Es spricht wenig dafür. Die Anklage könnte 2014 erfolgen. Marco G. (26) wird eines zweiten Verbrechens beschuldigt. Vier Monate nach dem gescheiterten Bahnhofs-Anschlag sollen er und drei Komplizen, darunter Tayfur S. aus Essen-Kray, versucht haben, in Leverkusen den Vorsitzenden der anti-islamischen Partei Pro NRW, Markus Beisicht, zu töten. Erst Spuren dieses Tatversuchs, die die Staatsanwaltschaft Dortmund und die Essener Polizei sichern konnten, führten zum Verdacht der Urheberschaft G.s auch in Bonn.Wer ist Marco G.? Ein Deutscher aus Oldenburg, zum Islam übergetreten. Er lebte länger in Essen, wurde hier offenbar radikalisiert. Im Bonn-Tannenbusch bezogen G. und seine Familie eine Wohnung. Man blieb isoliert. Nur einen kurzen Gruß hatte die meist verhüllte türkischstämmige Ehefrau für Nachbarn übrig, wenn sie mit dem Sohn (3) aus dem Haus ging.Tatmotive führen zurück in den Mai 2012. Damals stellte der Bonner Islamist Yassin Chouka ein Kampf-Video ins Internet. „Tod der Pro NRW“ forderte der Propagandist. Die „lieben Geschwister“ trieb er an, „die Mitglieder der Pro NRW alle zu töten“. Als Anschlagsziel nannte er zudem Journalisten des „Spiegel“. Das Heft werde „von Juden geleitet“. Erbost über Mohammed-Karikaturen, die die anti-islamische Partei bei einer Demonstration gezeigt hatte, verlangte er die Hinrichtung der Ungläubigen: Man möge die Pro-NRW-Leute „am Arbeitsplatz“ und auf ihren Fahrtrouten ausspähen. „Dann schlagt im Schutz der Dunkelheit oder im Morgengrauen zu“.Die Ermittler glauben, dass dieses Video G. und die drei anderen bewogen haben könnte, im November 2012 eine Gruppe zu bilden. Sie planten, so bisherige Ergebnisse, für März den Mord an Beisicht und weiteren Pro-NRW-Kadern. Dafür sollen sie eine Schusswaffe, Munition und 616 Gramm Ammoniumnitrat besorgt haben.
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