Monday, October 06, 2014

Biller: Antisemiten haben in Israel „ihren Juden“ gefunden

Warum gibt es ausgerechnet in Deutschland weiterhin Antisemitismus? Das fragt sich der deutsch-jüdische Schriftsteller und Kolumnist Maxim Biller in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Biller vertritt in dem Artikel die Ansicht, dass die Juden für den Abbau von diversen Ängsten herhalten müssten. Warum das so sei, werde viel zu selten in den Medien thematisiert. Das sei jedoch wichtig „in Zeiten von Jakob Augsteins Gaza-Kolumnen, von Kreuzberger IS-Rappern, glimmenden französischen Synagogen und Erdogans exhibitionistischem Judenekel“. Aufgrund der jüngeren Geschichte Deutschlands mit seinem Antisemitismus und der Judenvernichtung müsse sich diese Frage besonders für Deutsche stellen. Jedoch bemerkt Biller: „Offenbar haben sich nach dem kleinen Sechs-Millionen-Schock alle längst wieder damit abgefunden, dass Juden gefährlich leben.“ Die heutige Judenfeindlichkeit sei antizionistisch verklärt und ein „Geschenk der 68er-Bewegung“. Der Glaube ihrer Eltern und Verwandten an die „blut- und geldgierigen jüdischen Intelligenzbestien“ habe zu tief in ihren Herzen und Köpfen gesessen, als dass die Jugend der 68er ihn gänzlich überwinden konnte. „Zum Glück gab es Israel“, auf das man seinen Hass und seine Skepsis lenken konnte. „Ihr Jude“ war gefunden. Diese israelkritische Haltung, die vor dreißig Jahren nur von Linken vertreten wurde, sei mittlerweile „pseudoliberaler Mainstream“ geworden, meint Biller. Ferner schreibt Biller, der sich selbst als Zionist bezeichnet, dass die Juden Palästina erobert hätten wie einst die Europäer und Nordamerikaner ihre Länder. „Alle, aber wirklich alle Staaten wurden auf den Knochen von Menschen errichtet, die vorher da waren, und so gesehen (...) haben sich die jüdischen Eroberer in Palästina mindestens so anständig verhalten wie die Sachsen in England, die Amerikaner in Kalifornien, die Deutschen östlich der Elbe.“
 INN

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