Saturday, January 10, 2015

Rekordjahr

Das vergangene Jahr war, so Natan Sharansky, der Vorsitzende der Jewish Agency kürzlich, ein Rekordjahr. Die Zahl jüdischer Heimkehrer nach Israel sei 2014 im Vergleich zum Vorjahr von etwa 20.000 auf 26.500 Menschen um mehr 32 Prozent gewachsen. Erstmals seien 2014 die meisten Zuwanderer Juden aus Staaten der freien Welt.
Allein aus Frankreich wanderten nach den Angaben der Jewish Agency, die auf Schätzungen basieren, 7.000 Juden nach Israel aus, eine Verdoppelung im Vergleich zu 2013. Ohne daß das in Europa zu Entsetzen geführt hätte, waren zu Jahresbeginn 17.000 Menschen in Paris aufmarschiert, um zu fordern: “Jews, France is not yours!”
Im Pariser Vorort Sarcelles beobachteten Zeugen im Sommer bürgerkriegsähnliche Szenen vor einer Synagoge. “Kommt mit Schlagstöcken, Feuerlöschern und Granatwerfern! Kommt zahlreich, es geht zum Judenviertel von Sarcelles”, zitiert die FAZ einen “Demonstrationsaufruf” und berichtet von einem islamistischen Mob, den hilflose Sicherheitskräfte gewähren ließen.
Die Ligue de défense juive, die Jüdische Verteidigungsliga, sollte in Frankreich verboten werden, nachdem sich ihre Mitglieder “am 13. Juli vor der Pariser Synagoge in der Rue de Roquette und am 20. Juli vor der Synagoge in Sarcelles mit Schlagstöcken bewaffnet gegen propalästinensische Randalierer zur Wehr gesetzt” hatten.
Islamistische Gangster überfielen am 1. Dezember ein jüdisches Paar in dessen Wohnung in Creteil. Einer der vier Verbrecher vergewaltigte die 19 Jahre alte Wohnungsinhaberin, bevor die Bande mit den Kreditkarten ihrer Opfer verschwand; Ende Dezember ernannte ein Vorort der französischen Hauptstadt den “palästinensischen” Terroristen Marwan Barghouti zum “Ehrenbürger”.
Während nahezu die gesamte Welt nach dem Überfall vom Mittwoch auf die Redaktion der Zeitschrift Charlie Hebdo ein “Charlie” sein will, kommt nur wenigen in den Sinn, daß auch dieser Angriff zutiefst antisemitische Beweggründe hatte. Selbst nach einer mörderischen Geiselnahme in einem jüdischen Geschäft am Freitag fällt das Wort Antisemitismus praktisch kaum.
Dafür wird lang und breit darüber spekuliert, ob und wie Pegida, Marine Le Pen oder andere wenig erfreuliche Mitmenschen nun “gewinnen” könnten. Wer es freilich gleichzeitig nicht wagt, Islamismus und Antisemitismus der Mörder von Paris anzusprechen, ein antisemitisches Klima, das Europa nicht erst seit gestern prägt, ist Teil des Problems.
2015 wird, ist zu befürchten, ein weiteres Rekordjahr. Gut, daß es Israel gibt.
 tw24

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