Thursday, April 02, 2015

Mordsrespekt

Es gab, es ist schon einige Jahre her, eine Zeit, da wurde der von Teheran ausgehende Aufruf, einen Schriftsteller zu ermorden, von Europa mit dem Abzug seiner Botschafter aus der Islamischen Republik beantwortet und dem Versprechen, erst wieder zur Normalität zurückzukehren, werde die Fatwa gegen Salman Rushdie zurückgenommen.

“Die Morddrohungen von Ayatollah Khomeini gegen den britischen Autor Salman Rushdie haben heute in der EG und der Bundesrepublik scharfe Reaktionen ausgelöst. Die Außenminister beschlossen in Brüssel, ihre Botschafter aus Teheran zurückzurufen. Dies soll so lange gelten, wie die Morddrohungen aufrechterhalten werden [..]. Außerdem sollen EG-weit vorerst keine hochrangigen Kontakte mehr mit Iran stattfinden.”
Etwas mehr als zweieinhalb Jahrzehnte später ist der staatliche Mordaufruf weiter gültig und das Regime in Teheran ein umworbener Gesprächspartner. Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei denkt öffentlich darüber nach, “why should & how can Israel be eliminated”, während ein Militär bekräftigt, der Daseinszweck der Islamischen Republik sei die Vernichtung Israels.
“The commander of the Basij militia of Iran’s Revolutionary Guards said that ‘erasing Israel off the map’ is ‘nonnegotiable’ [..]. Naqdi’s comments were made public as Iran and six world powers prepared Tuesday to issue a general statement agreeing to continue nuclear negotiations [..].”
Und daran arbeiten sie auch zwei Tage später noch. Ein paar Außenminister sind – nicht aus Verärgerung über die neuerlichen Morddrohungen gegen einen ganzen Staat – sind zwar aus Lausanne abgereist, andere indes sind geblieben, darunter, selbstverständlich, Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Außenministerdarsteller, denn der weiß, was sich gehört:
“Ich hätte mir gewünscht, wenn der russische, chinesische und französische Außenminister vor Ort geblieben wären. Ich glaube, das hätte möglicherweise das eine oder andere auch noch mal erleichtert. [..] [U]nd ich finde es sehr respektvoll, dass der deutsche Außenminister alles im Rahmen seiner Möglichkeiten tut, die Verhandlungen zu einem Erfolg zu führen.”
Es hat sich viel geändert im vergangenen Vierteljahrhundert. Das Teheraner Regime aber nicht. Fand man in Europa staatliche Morddrohungen 1989 noch eines demonstrativen Protests wert, übergeht man sie heute. Es verdient in den Augen eines deutschen Sozialdemokraten sogar “Respekt”, mit denen eine Normalisierung der Beziehungen zu suchen, die sie ausstoßen.
“Wir” können wahrlich stolz sein auf “unsere” Werte.
 tw24

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