Saturday, July 04, 2015

Festival streicht Opern-Anspielungen auf IS-Terror

Am Freitag, 3. Juli, hatte um 21.30 Uhr beim Festival von Aix-en-Provence, dem wichtigsten Opernfest Frankreichs, Martin Kušejs Inszenierung von Mozarts "Entführung aus dem Serail" Premiere. Drei Stunden vorher verschickte freilich die Pressestelle des Münchner Residenztheaters eine Mitteilung ihres Intendanten. Darin stellt Kušej fest, dass die vorab zensierte Aufführung "nur mehr eingeschränkt" als die seine zu bezeichnen sein. Denn wieder mal sollten in einer Mozart-Oper Köpfe rollen.
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"In zwei drastischen Bildern hätte Kušej die terroristische Praktik, Geiseln vor islamistischen Parolen zu filmen, zitiert", so die Mitteilung, "und hätte am Ende des Stücks einen Akt der Insubordination des Hardliners Osmin gezeigt, der sich dem Befehl seines Herrn Selim Bassa widersetzt, diese Geiseln freizulassen. Während des jubelnden Schlusschores hätte er ihm die in blutige Fetzen gewickelten Köpfe der Gefangenen vor die Füße geworfen."
Doch die Direktion des Festivals hätte nach dem terroristischen Anschlag in der letzten Woche in Lyon, wo ebenfalls ein Mann enthauptet worden war, "entscheidend in die Aufführung eingegriffen und Szenen ohne seine Autorisierung verändert". Martin Kušej, selber, "sehr erschrocken und irritiert durch die aktuellen Akte der Gewalt", verstehe zwar die Bedenken, "sieht aber keine konkrete Gefährdung – vielmehr Angst vor Reaktionen im Publikum.

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