Wednesday, September 02, 2015

Willkommen in Helldeutschland

Meinungsfreiheit ist in Helldeutschland neben Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität ein hohes Gut. Aber nur die Freiheit, die helldeutsche Mehrheitsmeinung zu äußern. Wer davon abweicht, kann natürlich denken, was er will, aber bitte nur auf der heimatlichen Couch und nicht in der Öffentlichkeit, wie ein helldeutscher Minister unlängst verlauten ließ.
Demonstrationsfreiheit war gestern. Helldeutschland kann das keinesfalls dulden. Bislang war allein die Antifa dafür zuständig, das Demonstrationsverbot für „Hetzer“ durchzusetzen. Sie tat das mit vollstem Einsatz. Helldeutsche Zeitungen berichteten, wie viele Millionen Euro die Pegida- Demonstrationen den helldeutschen Staat gekostet hätten, ohne freilich zu erwähnen, dass der Mammutanteil dieser Kosten von den Gegendemonstranten der Antifa verursacht wurden, die in ihrem helldeutschen Furor Bahnanlagen , Abgeordnetenbüros, Autos, Geschäfte, Restaurants zerstörten und Polizeistationen angriffen. Jetzt endlich hat die Kanzlerin von Helldeutschland klar gemacht, dass „mit der Härte des Rechtsstaats“ zu rechnen habe, wer es noch wagt, Kritik zu üben oder mit „denen“ zu demonstrieren.
Die Pressefreiheit ist Helldeutschlands höchstes Gut. Sie wurde weiterentwickelt zur kreativen Pressefreiheit, die sich ihre Nachrichten selbst erfindet.
Das geht so: am Mittwoch, dem 26. August sah ein Moderator vom Berliner Rundfunk 91.4 aus dem Fenster und gewahrte eine schwarze Rauchwolke. Nachdem der Musiktitel verklungen war, meldete er seine Beobachtung seinen Hörern und bat darum, anzurufen, wenn jemand etwas Genaueres wüsste. Nach dem nächsten Titel hatte ein Hörer angerufen, dass eine Turnhalle in Reinickendorf brenne. Noch einen Titel später wusste der Moderator bereits, dass sich 200 Meter vom Brandherd entfernt ein Asylbewerberheim befand. Obwohl er am Rande noch mitteilte, dass der Leiter diese Heimes darauf hingewiesen habe, dass die Elektrik der alten Halle sich in einem äußerst desolatem Zustand befunden habe und der Brand dadurch verursacht sein könnte, gab es beim Sender kein Halten mehr.
Nach dem nächsten Titel hatte die eiligst vor Ort gesandte Reporterin bereits einen ebenfalls hinzu geeilten Vertreter einer Flüchtlingsinitiative vor dem Mikro, der seine Erschütterung über den neuen „rechten“ Anschlag kundtat. Das wurde umgehend zur Agenturmeldung, die im Laufe weniger Stunden angereichert wurde mit Spekulationen über eine angeblich sehr aktive NPD in Reinickendorf. Nach wenigen Tagen zeigte sich die Haltlosigkeit dieser Spekulationen. Die Halle war von kokelnden Flüchtlingskindern angezündet worden.
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