Thursday, February 04, 2016

Kölner Karnevalsauftakt: "Fühle mich nicht sicher"

Trotz Terrorgefahr und der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht haben am Donnerstag Zehntausende Menschen den Beginn des Straßenkarnevals in Köln gefeiert. Für die Sicherheit sorgten rund 3200 Sicherheitsbeamte aus ganz Deutschland. Obwohl der Auftakt weitestgehend friedlich verlief, waren die Ängste und Sorgen unter den Besuchern offensichtlich: "Ich fühle mich auf gar keinen Fall sicher, ohne männliche Begleitung wäre ich nicht gekommen", sagte eine jüngere Frau. Ein derartiges Aufgebot an Sicherheitskräften hatte es beim Kölner Karneval noch nie gegeben. Gegenüber dem Vorjahr wurde das Kontingent verdreifacht. "Die Ereignisse zu Silvester dürfen sich auf keinen Fall wiederholen. Andernfalls wäre der Ruf Kölns als Feier- und Ausgeh- Stadt wohl endgültig ruiniert", sagte Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen am Donnerstag.In der Silvesternacht waren am Kölner Hauptbahnhof Frauen von Gruppen von Männern vor allem nordafrikanischer Herkunft umzingelt, bestohlen und sexuell bedrängt worden. Auch Vergewaltigungen wurden zur Anzeige gebracht. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass diese Karnevalstage für uns die Bewährungsprobe darstellen, um zu zeigen, dass wir aus den vergangenen Ereignissen die Konsequenzen gezogen haben", so Kahlen.Der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies - sein Vorgänger Wolfgang Albers musste aufgrund der Ereignisse rund um Silvester zurücktreten - berichtete am Donnerstag von sieben vorläufigen Festnahmen, unter anderem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und eines Raubdeliktes.Wegen des regnerischen Wetters seien weniger Menschen auf den Straßen als sonst. Die skeptischen Stimmen aufgrund der Ereignisse und Meldungen der vergangenen Wochen waren dennoch nicht zu überhöhren. "Man lebt in ständiger Angst, weil man nie weiß, wann und wo etwas passieren könnte", zitierte der "Focus" eine jüngere Frau. "Durch die Ereignisse zu Silvester bin ich vorsichtiger geworden. Ich habe jetzt immer Pfefferspray dabei", sagte eine weitere Besucherin.Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) rechnet für die Karnevalszeit nicht mit einer erhöhten Gefahr von Anschlägen. Es lägen derzeit "keine Erkenntnisse über ein direkt bevorstehendes Ereignis" vor, hieß es bei der Wiesbadener Behörde. Als Entwarnung wollte das BKA diesen Umstand aber nicht verstanden wissen: Die Gefährdungslage in Deutschland sei unabhängig vom Karnevalsgeschehen "unverändert hoch", was die Gefahr von Anschlägen angehe. Die Polizei will deshalb besonders stark auf den Straßen präsent sein. Zusätzlich werden Zügen und Bahnhöfe kontrolliert.Besondere Brennpunkte in der Kölner Innenstadt wie die berüchtigten Ringe werden intensiver als bisher mit Videokameras überwacht. So soll eine "Mobilisierungswelle gewaltbereiter Gruppen" möglichst früh erkannt werden - dorthin will man dann schnell Polizei beordern. Ein weiterer Bestandteil des neuen Sicherheitskonzepts sind ein "Security Point" für Frauen und mobile Beleuchtungsmasten, um dunkle Ecken aufzuhellen.Die sieben Kilometer lange Strecke des Rosenmontagszuges wird heuer von mehr als 200 Helfern mit Funkgeräten gesäumt, die die Lage ständig beobachten sollen. Wenn irgendwo ein Ereignis Anlass zur Sorge gibt, soll sofort die Einsatzzentrale im Rathaus informiert werden. Auch in den weiteren Karnevalshochburgen Düsseldorf und Mainz gelten in den kommenden Tagen strenge Sicherheitsmaßnahmen.
 krone.at

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