Sunday, June 19, 2016

Judenhass über den eigenen Tod hinaus

 Judenhass über den eigenen Tod hinaus
Eine ergreifende Schilderung der Trauerfeier wird in der Aachener/Dürener Zeitung AZ/DZ für die desinteressierte Nachwelt abgedruckt. Rupert Neudecks Verdienste werden vor den Augen des lesenden Publikums breit ausgewalzt: Ein guter Mensch scheint von uns gegangen zu sein. Nebbich. Es sind schon Bessere von uns gegangen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Soweit, so gut. In lauterer Absicht bleiben Rupert Neudecks weniger guten Taten unerwähnt. De mortuis nihil nisi bene. Dummerweise gibt es Leser der AZ/DZ, die Rupert Neudecks Lebenswerk derart verinnerlicht haben, dass sie ein Fehlen jeglicher noch so vergessene „Verdienste“ bemerken und sich leserbriefschreibend bei der AZ/DZ beschweren.
Und da die Redakteure, die die Entscheidungshoheit über die Veröffentlichung von Leserbriefen inne haben, nicht dieselben sind, die den geschönten Lebenslauf von Rupert abgefasst haben, erscheint der Leserbrief an hervorragender Stelle in der AZ/DZ und ramponiert das göttliche Werk des Dank Woelki alsbald katholischen Seligen.

Auszug aus dem Leserbrief:

Zum Tod von Rupert Neudeck bringen Sie einen längeren Artikel, in dem Sie Leben und Werk dieses Mannes würdigen. Mit keinem Wort gehen Sie auf sein großes Engagement für Palästina ein. In seinen Veröffentlichungen protestierte Rupert Neudeck gegen israelische Menschenrechtsverletzungen und gegen eine neue Apartheid. Dabei musste er sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass „eine Kritik an Israel oder auch nur die Darstellung von Fakten, die für das israelische Selbstverständnis ungünstig sind, einem Deutschen nicht anstehe“.

Selbst der Philosoph Jürgen Habermas, nach seiner Meinung zur israelischen Politik befragt, antwortete, dass die Politik der israelischen Regierung zwar eine politische Bewertung erfordert, dass diese aber nicht „Aufgabe eines privaten deutschen Bürgers meiner Generation“ sei. Hier kommt zum Ausdruck, dass viele deutsche Intellektuelle, viele deutsche Politiker und deutsche Medien in der Palästina-Israel-Frage keinen Klartext reden. In einem Interview, das Rupert Neudeck 2007 gab, sagte er: „In allen Fragen richten sich die Herrschenden nach der öffentlichen Meinung. In der Palästina-Israel-Frage geschieht es aus Feigheit und Ängstlichkeit nicht.“

Nun möchte man dem unbekannten und irrelevanten Leserbriefschreiber eines genauso irrelevanten Lokalblattes zurufen: Si tacuisses! Doch dies ist eine vergebliche Mühe. Denn der Leserbriefschreiber versteht seine eigenen Gedanken ebenso wenig wie die Redakteure und die hastigen Leser der AZ/DZ, die wenig Zeit und Lust aufbringen, fremde Leserbriefe zu lesen, um deren Intention zu verstehen. Dabei sagen Leserbriefe viel mehr über das Seelenleben der Lokalbevölkerung aus als sülzige Worte des Chefredakteurs, die man in unregelmäßigen Abständen über sich ergehen lassen muss – so man sie aus Masochismus liest.

Den Leserbriefschreiber erregt es, dass man die israelkritischen Hasstiraden des Rupert Neudeck übersprungen hat. Seiner unmaßgeblichen Meinung nach, die in Deutschland höchste Anerkennung genießt, tut Israelkritik Not, da Judenhetze leider nicht mehr angebracht ist! Da tut es doch richtig gut, dass der Kölner Kardinal Woelki beim verspäteten Totenschmaus zugegen gewesen ist. Ist es nicht derselbe Woelki, der sich öffentlich echauffiert hat, dass die Juden die Christen in Israel unterdrücken und vor allem die Katholiken dort am Vermehren hindern? Als Beweis bringt der fromme Kirchenmann statistische Zahlen an, die jeden Mathematik unbegabten sofort überzeugen, dass die Menge der Christen in Israel zurückgeht. Doch leider (Gott sei Dank?) werden die Zahlen absichtlich falsch interpretiert. Die Zahl der Christen steigt in Israel nämlich steil an, weil Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, welches die Christen nicht verfolgt, sondern schützt. Die Zahl der Katholiken im Erzbistum Köln – von den wenigen Protestanten wollen wir schweigen – nimmt hingegen im gleichen Zeitraum stetig ab, wenn auch gemächlicher als im Islamischen Staat.

Der Leserbriefschreiber und manch friedensorganisierter Aachener kann den Sinn der Worte des großen Philosophen Jürgen Habermas nicht verstehen. Jürgen Habermas schreibt, dass auf Grund der bestialischen Morde an 6.000.000 Juden die Deutschen seiner Generation keinen Antisemitismus verbreiten mögen, damit kein weiterer Holocaust entfacht werde. Für nur eine geschichtlich kleine Weile sollen die Deutschen – Pazifisten wie Antisemiten – ihr Maul halten und nicht gegen die Juden samt ihren Judenstaat Israel hetzen. Jürgen Habermas ist sich bewusst, dass dies seinen Landsleuten niemals gelingen wird. Hitler hätte ohne den in Deutschland und in Osteuropa endemischen Antisemitismus nicht seine bestialischen Ermordungen der Juden und einiger anderen Störenfriede durchgesetzt. Der Philosoph Habermas befürchtet, dass die Fortsetzung des vorhitlerischen Antisemitismus erneut ein großes Unglück für Juden bewirken werde.

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