Über 100 Frauen haben am Samstag in Frankfurt gegen Menschenhandel
und Zwangsprostitution demonstriert. Dabei waren sie überwiegend dunkel
gekleidet und hatten ihre Münder mit schwarzem Klebeband verschlossen,
um zu zeigen, dass viele Frauen keine Stimme haben. Die Frankfurter
Rundschau (FR) überschrieb ihren Bericht
darüber mutmaßlich deswegen mit „Der schwarze Block des Herrn“.
„Schwarzer Block“ ist im Zusammenhang mit Demonstrationen ein
feststehender Begriff für gewaltbereite Gruppierungen, die sich
vermummen, um für die Polizei nicht identifizierbar zu sein. Die
Überschrift ist eine unnötige und nicht nachvollziehbare
Kriminalisierung der Demonstrantinnen.
Veranstalter der Kundgebung war die „A21-Kampagne“, eine
Organisation der Hillsong-Pastorin Christine Caine. Die Gruppe unterhält
weltweit Schutzhäuser für Frauen, die aus den Händen von Zuhältern und
Menschenhändlern befreit wurden oder fliehen konnten, doch das wird im
Artikel nicht erwähnt. „Auch wenn es sich um keine Sekte im eigentlichen
Sinne handelt, geht diesen Evangelikalen doch ein gewisser
fundamentalistischer Ruf voraus“, heißt es in dem Artikel von Stefan
Behr, der nicht als Kommentar oder Meinungsstück gekennzeichnet ist.
„Viele Charismatiker glauben fest, dass Gott die Welt gewiss nicht an
sechs Tagen erschaffen habe, damit dort anschließend nach Herzenslust
herumgehurt und -geschwult oder anderer häretischer Schabernack
getrieben werden dürfe.“
Was der Glaube an die Schöpfung in sechs Tagen mit Prostitution zu
tun hat, bleibt der Autor schuldig. Eine fundamentalistische Weltsicht –
für den Journalisten scheinbar die einzig denkbare Erklärung, warum
sich Menschen gegen Zwangsprostitution engagieren. Völlig unkritisch
zitiert er die Gruppe „Doña Carmen“, die vielen als „Lobby der
Sexarbeiterinnen“ gilt, mit der zweifelhaften Äußerung, Prostituierte
stünden „so gut wie nie“ unter Zwang. Der Politik-Beauftragte der
Deutschen Evangelischen Allianz, Uwe Heimowski, kritisierte den
Zeitungsbericht gegenüber pro: „A21 ist eine international anerkannte
NGO, sie kämpft für die Rechte von Frauen. Das sollte das Thema einer
fairen Berichterstattung sein, und nicht ein Griff in die Schublade der
Vorurteile gegen Evangelikale“, sagte er.
Über den „schwarzen Block“ der Menschenhändler verliere der
Zeitungsbericht hingegen kein Wort. „Die Würde und die Menschenrechte
von Frauen werden durch Zwangsprostitution massiv verletzt – auch dazu
kein Wort“, sagte Heimowski.
http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/frankfurter-rundschau-setzt-christen-mit-gewalttaetern-gleich-97991/
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