Von David McWilliams für www.DavidMcWilliams.ie, 17. April 2017
Die ersten 100 Tage von Donald Trump Amtszeit sind nun fast vorbei und
es scheint so, dass das Land trotz all seiner anfänglichen
Außenseiterpositionen den Eindruck hat, von einem typischen
republikanischen Präsidenten regiert zu werden.
Russland ist wieder der Nummer Eins Feind; die Intervention im Mittleren
Osten folgt dem üblichen amerikanischen "Regime Change" Thema; und die
NATO, die vor ein paar Wochen noch als obsolet galt ist nun ein
unverzichtbarer Verbündeter. Zu Hause wurden die extremen Sprüche über
die Abschaffung von Obamacare ersetzt durch das angenehmere Gerede über
Steuerkürzungen und sogar Konzernamerika und die Wall Street - beides
standfeste Feinde während des Wahlkampfes - werden wohl in Ruhe gelassen
werden.
Der Normalbetrieb ist also wieder eingekehrt. Oder doch nicht?
Ich denke nicht.
Ich glaube, dass ein massiver populistischer Kampf bevorsteht. Er hat
noch nicht begonnen, aber es wird einen Kampf geben um Herz und Seele
der US Wirtschaft, bei dem das demokratische Weiße Haus auf der einen
Seite steht und die technokratische Federal Reserve auf der anderen.
Ein Wahlkampfziel steht nämlich noch immer und das lautet "Amerika
wieder großartig machen". Dabei geht es nämlich nicht um das
Verschiessen von Raketen in andere Länder, sondern es bedeutet, dass die
Menschen, die Trump gewählt haben, sich bei der nächsten Wahl ein
kleines bisschen wohlhabender fühlen. Die nächste Wahl ist die
Kongresswahl im September 2018 - in der Welt der Politik liegt das nicht
allzu weit weg.
Diese Kongresswahlen sind in Wahrheit ein Referendum über die
Präsidentschaft. Sie sind eine der Checks and Balances des US Systems.
Wenn Trumps Republikaner in 16 Monaten von heute gewinnen wollen, dann
müssen sie die Wahlversprechen einhalten und den Durchschnittsamerikaner
wohlhabender machen, oder ihm zumindest das Gefühl geben, wohlhabender
zu sein.
Menschen fühlen sich wohlhabender, wenn A) die Wirtschaft wächst und B)
wenn die Früchte dieses Wachstums gleichmässig verteilt werden. Das
Problem in den USA ist genau die Kraft, die Trump ins Weiße Haus
gebracht hat: Die Früchte des US Wachstums werden nicht gleichmässig
verteilt. Die Wohlhabenden werden wohlhabender und den sehr Wohlhabenden
geht es geradezu lächerlich gut, während der Durchschnittstyp
zurückfällt. In den USA lebt geschätzt die Hälfte der Bevölkerung von
Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck.
Trump sagte diesen Menschen, dass er ihnen ein wenig mehr Sicherheit
bieten kann, dass er sie mehr wertschätzen wird und er sie ein bisschen
wohlhabender machen würde.
Der einzige Weg aber, auf dem er dies schnell machen kann besteht darin,
ihnen buchstäblich Geld in die Taschen zu stecken. Das bedeutet, sie
brauchen schnell Arbeitsplätze, die Regierungsausgaben müssen bald schon
steigen, um damit Programme zu finanzieren, über die Arbeitslose direkt
eingestellt werden können und die Steuerkürzungen müssen sofort kommen.
All diese Initiativen würden das Defizit der amerikanischen Regierung
erhöhen.
Die Alternative dazu bestünde für die Trump Regierung darin, der Obama
Regierung zu folgen und die Zinsen weiter zu verringern. Die Zinsen aber
sind bereits niedrig und auch wenn ein weiteres Kürzen die Einkommen
anheben würde, weil die Menschen sich über die Zeit mehr Geld leihen
würden, so dauert dies alles viel zu lange. Und Trump hat keine Zeit.
Was also muss ein Präsident machen für einen kurzfristigen Boom vor der Wahl?
Nun, was er machen muss ist, die Wirtschaft sofort zu beflügeln.
Und genau das ist der Punkt, an dem die Federal Reserve ins Spiel kommt.
Es gibt vom Weiße Haus unter Trump Aufnahmen, auf denen sie meinen, dass
die US Wirtschaft zwischen 3 und 4 Prozent im Jahr wachsen kann. Würde
sie so stark wachsen, dann würde die momentan bei 5% liegende
Arbeitslosigkeit auf nahe 3% fallen und auch die Arbeitseinkommen würden
steigen. Das würde den Durchschnittsamerikaner wohlhabender fühlen
lassen und würde sicherstellen, dass die Trump Präsidentschaft ihre
Wahlversprechen der Durschnittsbevölkerung gegenüber einhält.
Die Federal Reserve dagegen glaubt, die US Wirtschaft befindet sich
bereits bei 2% an ihrem Limit und jedes weitere Wachstum würde
schlichtweg nur zu höheren Löhnen und Preisen führen.
Traditionellerweise toleriert die FED keine steigende Inflation. Daher
denke ich, dass die Zinsanhebung der FED (und das hat sie vor kurzem
bereits getan), um die Inflation abzuwürgen auch den Wunsch des Weißen
Hauses abwürgen würde, die gerne ein Wachstum um die 4% hätte. Das würde
Trumps Wiederwahl ernsthaft gefährden.
Daher wird Trump in den kommenden Monaten zum Schluss kommen, dass das
größte Hindernis zur zweiten Amtszeit nicht die Demokratische Partei
ist, sondern die Federal Reserve. Die FED ist der innere Feind. Sollte
die FED dazu gebracht werden, ein höheres Wachstum zuzulassen, das häher
an den gewünschten 4% liegt und nicht bei den bisherigen 2%, dann
könnte er seinem Volk das versprochene liefern.
Und da kommt die Politik der Situation zum Tragen.
Bis heute haben die amerikanische Ökonomengemeinschaft und die
Finanzmärkte angenommen, dass die FED diesen Kampf gegen das Weiße Haus
gewinnen wird. Die These besteht darin, dass das Weiße Haus sich noch
immer vor der allmächtigen FED gebeugt hat. Allerdings ist es aber auch
wahr, dass das Weiße Haus von Trump bevölkert ist von Leuten, wie Steve
Bannon, der die Welt als einen Kampf sieht zwischen dem Volk und den
Eliten.
Es gibt kein besseres Beispiel für technokratische Eliten, wie die FED,
die voller Wissenschaftler mit Doktortiteln ist, ein Elfenbeinturm der
Ökonomiezunft. Sie ist der ultimative Ausdruck einer nicht gewählten
Macht. Auf der anderen Seite dieses Kampfes wäre der demokratisch
gewählte Präsident, der vom Durchschnittstypen gewählt wurde, um sich
für den Durchschnittstypen einzusetzen.
Was, wenn Trump die FED so lange schickaniert, bis sie höhere
Wachstumsraten akzeptiert, die er dann zur Ausweitung der Staatsausgaben
verwendet und sich dazu Milliarden leiht? Könnte das überhaupt
passieren?
Ja, es könnte. In den 1970ern brachte Richard Nixon die FED dazu, Geld
zu drucken, damit er die Wahl von 1972 gewinnen konnte. Es kann also
passieren, weil es bereits einmal passiert ist. Es würde bedeuten, dass
die alten Regeln über Bord geworfen würden. Die amerikanischen Einkommen
würen viel schneller steigen, als wir es in den letzten Jahrzehnten
erlebt haben. Der Durchschnitt würde sich wohlhabender fühlen und das
wird ihn überzeugen, noch einmal für Trump zu stimmen. Die Wall Street
würde wackeln und die Aktien würden fallen, aber die große Mehrheit der
Menschen besitzt sowieso keine Aktien, daher wird es ihnen egal sein.
Und Trump wird seine Wiederwahl bekommen und die einzigen, die es
kurzfristig betrachtet ärgern würde sind die Banker und die Investoren
bei CNBC.
Das klingt logisch? Das liegt daran, weil es logisch ist. Die FED
bekommt ihren technokratischen Platz zugewiesen, das Weiße Haus wird das
ganze als großen Sieg der Demokratie über die Technokratie hinstellen
und die Demokratische Partei steht ohne Wahlkleider da.
Aus der trumpistischen Perspektive gibts an dem Plan nichts auszusetzen. Daher ist er auch so wahrscheinlich.
Im Original: When Trump turns on the enemy within — the Fed
http://1nselpresse.blogspot.de/2017/04/was-passiert-wenn-trump-sich-dem.html
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