Das wöchentlich erscheinende „Deutsche Ärzteblatt“ berichtet in der Ausgabe 114
vom Chirurgen Nizar Hijjeh, der die Kinderherzchirurgische Abteilung am
Al-Makassed-Krankenhaus in Ostjerusalem leitet. Der Artikel enthält
zahlreiche Äußerungen zu den Verhältnissen, die so nicht stimmen. Auf
diese Weise vermittelt er ein verzerrtes von den Zuständen vor Ort.
Der Chirurg mit palästinensischem Pass beklagt etwa, er brauche eine
Genehmigung, um in Ostjerusalem zu wohnen; dies sei eine
„Diskriminierung“. Israel hatte das Stadtgebiet 1967 annektiert. Hijjeh
hat einen palästinensischen Pass, er ist also Bürger der
palästinensischen Autonomiegebiete. Dass er für Ostjerusalem eine
Genehmigung braucht, sei ganz normal, erklärt Nahost-Korrespondent
Ulrich W. Sahm. Auch Deutsche, die in Israel wohnen, benötigten eine
Genehmigung.
Die Äußerungen Hijjehs werfen weitere Fragen auf. Beispielsweise
erwähnt er beiläufig, ihm sei das Autofahren verboten. Was er damit
meint, wird nicht deutlich – Israel verbietet niemandem das Autofahren.
Unter Umständen meint er mit dem „Verbot“, dass er eine Genehmigung für
bestimmte Gebiete braucht. Das trifft für den Gazastreifen und Jerusalem
zu, aber nicht für das Westjordanland, wie im Artikel behauptet.
Unklar ist auch, was Hijjeh im Sinn hat, wenn er über die Hürden für
Patienten aus dem Gazastreifen klagt. Diese müssten etwa am Übergang
nach Israel den Krankenwagen wechseln oder Dosierpumpen für Medikamente
austauschen. Diese Maßnahmen dienen der Terrorabwehr. Sollen aus Sicht
Hijjehs lieber Israelis sterben? Dass der Schmuggel von Waffen und
Sprengstoff eine reale Gefahr ist, beweist ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit.
Der Artikel unterschlägt weiter, dass die schlechte medizinische
Versorgung im Gazastreifen derzeit vor allem am innerpalästinensischen
Streit liegt. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA)
Mahmud Abbas hatte unter anderem das Budget für die medizinische
Versorgung gekürzt. Ägypten sah sich daher veranlasst, ein Ärzteteam in
das Gebiet zu entsenden.
Derartige relevante Informationen unterschlägt die Autorin Heike
Korzilius. Erklärend schreibt sie dazu, dass der Artikel auf einer
Pressereise von Medico International basiert. Diese Organisation
unterstützt die in Israel umstrittene Organisation „Das Schweigen
brechen“ und äußert sich sonst auch einseitig zu Israel. In einem Artikel zur Tempelberg-Krise
nimmt sie etwa Bezug auf den UN-Teilungsplan von 1947, demzufolge
Jerusalem „eigentlich“ unter internationale Aufsicht gestellt werden
sollte. Dass arabische Staaten auf diesen Plan mit Krieg antworteten,
verschweigt Medico International.
Die Besatzung Ostjerusalems durch Israel wird als „illegal“
kritisiert; dass die jordanische Besatzung davor ebenfalls
völkerrechtlich nicht anerkannt war, wird hingegen verschwiegen. Zudem
findet sich kein Hinweis auf die ärztliche Versorgung unter jordanischer
Herrschaft. Auch fehlt jeglicher Hinweis auf israelische Krankenhäuser,
in denen Juden und Araber gemeinsam israelische und palästinensische
Patienten versorgen.
https://www.israelnetz.com/kommentar-analyse/2017/08/18/was-aerzte-in-deutschland-ueber-den-nahost-konflikt-erfahren/?utm_source=newsletter
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