Sunday, October 15, 2017

Selbstdemontage

Tony Blair, ehemaliger britischer Premier und danach bis zu seinem Rücktritt 2015 Sondergesandter des Nahost-Quartetts, hat sich in einem in den nächsten Tagen erscheinenden Buch kritisch über die Haltung des Quartettsgegenüber der Hamas geäußert, wie der Guardian vorab meldet. Danach sei es falsch gewesen, Gespräche mit den seit 2007 in Gaza herrschenden Islamisten strikt abzulehnen.
Die Hamas hatte 2006 – vor allem durch Manipulationen im Vorfeld – Wahlen gewonnen, an denen sie als terroristische Organisation nie hätte teilnehmen dürfen, und sich ein Jahr später brutal an die Macht geputscht. Mit drei Kriegen, die sie gegen Israel und nicht zuletzt die »eigenen« Untertanen vom Zaun brach, demonstrierte die Organisation seither, daß ihr Gesprächsbereitschaft fremd ist.
Rückblickend erklärt Tony Blair jetzt, daß es nicht richtig gewesen sei, auf den Wahlerfolg der Hamas und ihren Putsch mit der Formulierung dreier Forderungen – Anerkennung Israels, Einhaltung geschlossener Verträge, Gewaltverzicht – zu reagieren, die die Islamisten bis heute ablehnen. Besser, so Tony Blair rückblickend, wäre es gewesen, der Hamas Gesprächsangebote zu machen.
Es fällt freilich schwer, den Gedanken des Briten zu folgen. Die Hamas als Verhandlungspartner anzuerkennen, das hätte zunächst bedeutet, die PLO zu schwächen, die von sich behauptet, einzige legitime Repräsentantin »palästinensischer« Interessen zu sein, und in dieser Rolle international anerkannt wird. Ist dies auch problematisch, hätte eine Anerkennung der Hamas Gespräche erschwert.
Weigerten sich die Islamisten, den Forderungen des Quartetts zu folgen, zeigt dies auch, welche Ideale durch ihre Einbeziehung in Verhandlungen anerkannt und aufgewertet worden wären. Und das wiederum hätten die Islamisten wahrscheinlich nicht zum Anlaß genommen, sich von ihnen zu verabschieden. Dabei sollte es selbstverständlich sein, daß gewisse Punkte unverhandelbar sind.
Und zu ihnen zählt das Existenzrecht Israels, das Recht seiner Bürger auf ein Leben ohne Angst vor Terror und Krieg. Denkt Tony Blair jetzt darüber nach, daß das Beharren auf Israels Existenz ein Fehler gewesen sei, stellt er sie de facto zur Disposition. Und das ist einfach inakzeptabel, ein boshafter Angriff auf Israel. Nur zu begrüßen ist daher, daß Tony Blair schon sein Amt aufgegeben hat.
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