Saturday, February 24, 2018

Essener Tafel: Notfalls mit Gewalt zurück auf Kurs

Lange Jahre war es Schullektüre. Fast jeder kennt wohl A. Paul Webers „Das Gerücht“, eine der bekanntesten Grafiken überhaupt. Entstanden 1943, illustrierte es ursprünglich so etwas, wie die Leichtgläubigkeit der Massen. Heute kommt das Bild zu neuen Ehren, wenn es sinnbildlich steht für eine opportunistische Gefolgschaft, für eine lange Reihe einflussreicher gesellschaftlicher Gruppen und Institutionen, wenn es darum geht, Kritik an der Zuwanderungspolitik der Merkel-Regierung zu diskreditieren, gemeinschaftlich den Nazi-Vorwurf zu erheben gegen jeden, der sich quer stellt oder nur eine unbequeme Wahrheit zu laut und zu deutlich ausspricht.
Diese Entwicklung beschleunigt sich zunehmend, eskaliert, wird immer unverschämter, agressiver und aufdringlicher: Selten konnte man das bisher so gut beobachten, so exakt beschreiben, wie am Fall der Essener Tafel, die vorübergehend weitere Ausländer nicht mehr in ihre Kartei aufnimmt, weil bereits 75 Prozent der Kunden Ausländer sind und beispielsweise ältere deutsche Kunden nicht mehr kommen, die dennoch bedürftig sind. Im Übrigen werden alle Kunden reglementiert, es gibt Wartelisten, immer müssen Kunden abgewiesen werden, unabhängig ihrer Herkunft.
Der Aufschrei kam schnell, die Maschine ratterte los. Die Kampagne begann.
Gipfelnd bisher in einer maximal unanständigen Headline des Focus, die in ihrer Abgeschmacktheit, in ihrer Maßlosigkeit die religiös-ideologischen Züge der Maschine („Das Gerücht“ illustriert das perfekt) allerdings optimal dechiffriert: „Essener Tafel-Chef zeigt keine Reue – Aufnahmestopp für Ausländer“.
Der Spiegel fährt innerhalb kürzester Zeit gleich drei Artikel gegen die Maßnahmen der Essener Tafel hoch, fast so, als befürchte man dort, die Stimmung der Bürger könnte sich zugunsten der Entscheidungen der privaten Helfer aus dem Ruhrpott richten. Hier soll es die Masse der Artikel richten, man schreibt und schreibt und schreibt, bis noch der hinterwäldlerische Abschreiber genug Material für sein faules wie willfähriges Copy & Paste zur Verfügung hat. Der Spiegel als linksideologische Nachrichtenagentur.
Und er erhält Schützenhilfe quasi aus allen gesellschaftlich relevanten Bereichen bis hin zum Sozialminister von Nordrhein-Westfalen, der sich doch tatsächlich bemüßigt fühlt, als weithin wahrnehmbare Solostimme in den Chor der Kritiker der Tafelentscheidung „mutig“ einzustimmen. Möglicherweise will er sich sogar an die Spitze der Protestbewegung stellen, will der Kopf des schmierigen Wurms sein. Dass es auch die unter seiner Regierung wachsenden prekären Verhältnisse sind, die solche privaten Tafeln überhaupt nötig gemacht haben – für ihn völlig uninteressant. Oder nein, seine Einmischung dient ja sogar allererst der Abwehr solcher maximal unbequemer Wahrheiten.
Soziale Medien, Zeitungen, Gewerkschaften, Kirchen, Politiker, Parlamentarier, Parteimitglieder, Regierungsmitglieder, Künstler, NGO’s, die Wohlfahrtsverbände – die Front der Gutmeinenden steht in atemberaubender Geschwindigkeit, gipfelt in der Ansage linksradikaler – womöglich wie Antifa staatlich quersubventionierter Kräfte –  der Tafel mal eine Besuch abstatten zu wollen. Was das heißt, wissen inzwischen immer mehr Bürger, die es nur wagen, öffentlich Kritik an der Bundeskanzlerin zu üben. Notfalls wird also der Focus-Spiegel-Artikel ebenso wie die Minsterpräsidentenhaltung mit Gewalt in die Fresse der aufständischen Tafelhelfer geprügelt.
Aber der 61-Jährige Tafelleiter aus Essen widersetzt sich trotzdem. Und er macht das mit einem bewundernswerten rheinischen Humor, mit einer Widerspenstigkeit, die die Maschine immer nur noch schneller und aggressiver laufen lässt. Die Maschine steht jetzt nackt da. Ihre obszöne Hässlichkeit in einer Focus-Schlagzeile zusammengefasst. Diejenigen, die Löschungen auf Twitter und Facebook, die das Maas’sche NetzDG mit dem privat-unternehmerischen Hintergrund der Sozialen Medien verteidigen, sehen das bei der privaten Hilfsorganisation Tafel nun allerdings völlig anders.
Den Chef der Essener Tafel Jörg Sator ficht das rein äußerlich kaum an. Während eines einzigen Gesprächs mit einem Journalisten klingeln bereits über ein dutzend weitere. Die wenigsten meinen es gut mit ihm, die meisten wollen sich nur an die Spitze des Wurms schreiben, immer noch mehr Schmieröl in die verdreckte Maschine kippen. Und dieser Sator liefert ab: „Von mir aus kann die Angela mich anrufen. Ich würde der das so sagen, wie es ist.“ Unter den Syrern und Russlanddeutschen gebe es „ein Nehmer-Gen“, so Sartor. Einige würden drängeln und schubsen, es fehle an „einer Anstellkultur“. „Wenn wir hier um 9 Uhr die Tür aufmachen, dann wird die Oma, die seit 7 Uhr da steht, weggeschubst“.
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/essener-tafel-medien-politik/

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